Der Weg zu immer schnelleren Autos.

Interessant, wie viele Leute es gibt, die ein Projekt (negativ) vorverurteilen, ohne sich eingehend damit zu beschäftigen.

Ich bekam zu hören: "Das Auto braucht 180 Gramm, sonst kannst nicht bei Rennen mitfahren.". Aber: Ich möchte gar nicht bei den Rennen mit den schweren, langsamen Autos mitfahren. Meine Autos sollten eine eigene Serie für Könner sein, die sehr viel Spaß machen und weit mehr vom Fahrer erwarten, als die 180 Gramm Monster. Natürlich haben die 180 Gramm Autos ihre Berechtigung, machen auch Spaß, aber mir bzw. uns geht es um etwas anderes - schneller, schneller, schneller,... Eine leistbare Königsklasse, aber ohne Glue und ohne Magnet!

Und da gab es die Vorurteile von anderen Slottern:

  • Vorurteil: Das Auto ist viel zu leicht, mach es schwerer, dann geht es besser!
  • Vorurteil: Gib den Flügel weg, dann geht das Auto schneller!

Zu beiden Vorurteilen kann ich sagen: Falsch gelegen. Gerade das geringe Gewicht und Flügel waren die Dinge, die die Autos schneller machten. Es mag sein, dass es Autos gibt, wo es besser ist, an manchen Stellen Blei einzukleben oder Flügel zu entfernen. Der Grund, warum das funktionieren kann, ist die Konstruktion: Autos mit relativ hohem Schwerpunkt kann man mittels Blei oder dem Entfernen von Flügeln tatsächlich besser machen - aber schnelle Autos müssen leicht sein - also möglichst kein Blei, und selbst zierliche Flügel, die dem Original nachempfunden sind (keine Flexi Wingcars), sollen etwas bringen - Anpressdruck. Wenn ein Flügel keinen Druck erzeugt, aber dafür schwer ist, ist es kein Flügel. Dann ist es Zierde und eher Spielzeug als Modell.

Aber: Was ist ein gutes Auto? Ich wusste es auch nicht. Man darf sich nicht vorher festlegen oder denken, alles zu wissen. In dem einen Jahr als Newcomer in der Szene habe ich mit Offenheit weit mehr beim Slotten erreicht, als andere in vielen Jahren. Bei fast allen meiner teilweise verrückten Ideen gab es scharfe Kritiker, die mir die Ideen ausreden wollten. Ich ließ mich dennoch nicht davon abbringen, den Weg weiter zu gehen und fand viele Feinheiten heraus, um beim Slotten schneller zu sein - und davon finden sich fast keine im Internet!

Um die Dinge herauszufinden, die ein Auto schneller machen, tat ich etwas ganz und gar nicht magisches. Nein, es hat viel mehr mit Hausverstand zu tun:

  1. Eine Idee grundsätzlich verfolgen, auch wenn vorerst Kompromisse eingegangen werden müssen.
  2. In eine Richtung gehen. Wird ein Auto besser, weiter in diese Richtung gehen. Immer weiter. Bis der Punkt erreicht ist, wo keine Verbesserung mehr erzielt werden kann.

Der zweite Punkt war es, der aus dem Anfangs knapp 100 Gramm schweren 1:32ers später einen unter 50 Gramm 1:24er werden ließ: Ein leichteres Auto war
immer schneller, also baute ich weiter die Autos immer leichter - Hausverstand, oder?

Meine Vorkenntnisse
Natürlich habe auch ich so meine Vorkenntnisse, wenn auch nicht aus dem Slotracing. Im Gegensatz zu den meisten Slottern kann ich Vorkenntnisse aus dem "echten" Leben vorweisen, weniger aus dem Modellbau. Dazu gehört Rennstreckenerfahrung mit Sportwagen ebenso wie gute Grundkenntnisse der automobilen Fortbewegung. Ein Beispiel ist der Kamm´sche Kreis, der recht gut erklärt, warum Grip fehlen kann bzw. was Rundlauf eines Motors mit Grip zu tun hat. Aber auch die Erfahrungen aus dem Modellsegelflug (Leichtbau), haben mir weitergeholfen.

Meine Begründung, warum ich diese Autos baue:
Ich empfinde diese Autos als eine Art Königsklasse, die sehr schnell ist, ohne Glue oder Magnete zu verwenden.

Man muss schnell reagieren, die Autos sind schnell. Das ist richtig Arbeit. Perfektion. Die inneren Werte sollen näher an die Realität herankommen, wie alle anderen Slotcars.

Beispiel Ferrari 333 SP:

Original: 200 cm Breite - 862 kg Gewicht

Umgerechnet auf ein 1:24 Slotcar wäre das:
8,33 cm Breite (200 cm / 24, Breite ist eine eindimensionale Größe)
62,5 g Gewicht (862000 g / 24 / 24 / 24, Gewicht ist eine dreidimensionale Größe, deshalb 3 Mal durch 24 dividieren)

Man sieht deutlich, dass ein Slotcar, um dem Original möglichst zu entsprechen, relativ leicht sein müsste. Anders gesehen brauche ich mich dafür nicht zu schämen, dass die Autos so leicht sind - ich bin hier weit näher am Original als die meisten anderen Slotcars.

Aus diesem Grund haben nun auch jene Dinge Auswirkung, die es auch in der Realität gibt, wie z. B. Aerodynamik, Anpressdruck, Reifenwucht,...

Und ab jetzt macht slotten erst richtig Spaß!